Buchcover Jahrbuch der Lyrik 2022

Jennifer Kwon Dobbs VERNEHMUNGSRAUM. Aufzeichnungen einer Vermissten

Gedichte übersetzt von
Irina Bondas und Felix Schiller

 

In VERNEHMUNGSRAUM befragt Jennifer Kwon Dobbs Körper, Landstriche und Familie nach ihren uneingestandenen Grenzen und erarbeitet sich so einen sinnlichen Zugriff auf das nie endende Erbe des Koreakriegs. Zwischen US-amerikanisch-koreanischer Adoptionsindustrie, nordkoreanischer Verwandtschaft, ihrer Geburtsfamilie im Süden und der transnationalen Diaspora findet sie widerständige poetische Formen, um dem Sprachraub des Krieges eine Kultur der imaginierten Intimität entgegenzustellen. Die Frage nach der leiblichen Mutter treibt sich durch Schwärzungen, juristische Artikel, Postkarten, einen Essay, Fotos, Originaldokumente und multilinguale Gedichte. Und im Hintergrund spricht eine ganze Tradition kluger US-amerikanischer politisch-historischer Lyrik mit, die es für den deutschsprachigen Raum größtenteils noch zu erschließen gilt.

2022 erschienen bei PalmArtPress.

Vorgestellt bei der Leseinsel der Frankfurter Buchmesse und dem Koreaverband Berlin, gemeinsam mit kate-hers RHEE.

Gefördert durch das Förderprogramm extensiv initiativ des Deutschen Übersetzerfonds.

 

„Die Vernehmung im Raum ist also rückläufig, wer sie liest oder vernimmt, muss sie sammeln und entrollen, entstöpseln.“

Kristian Kühn für Signaturen.

„Die lyrischen Passagen von Vernehmungsraum. Aufzeichnungen einer Vermissten lesen sich flüssig und rhythmisch korrekt, sie fühlen sich weder künstlich noch verzerrt an und die längeren narrativen Abschnitte vermitteln die Kraft und Ausdrucksstärke des Originals. Die Tiefe und Substanz der Sprache wird direkt erfahrbar, ohne dass die Subtilität und Interpretationsoffenheit des Originals verlorengeht. Es kommen einige brillante Wortneuschöpfungen vor, so etwa ‚zahnschwarz‘ oder ‚narbenäugig‘. Diese erfolgreiche Übertragung eines äußerst komplexen und vielschichtigen lyrischen Textes, der Genrekonventionen sprengt, lässt sich vielleicht auf die derzeit häufig angewandte Technik des Co-Übersetzens zurückführen […]“

Lorena Pircher, medienimpulse

Einige Texte im Original, Übersetzung und gelesen von Jennifer Kwon Dobbs auf Lyrikline.

Leseprobe aus dem Buch.