Buchcover Jahrbuch der Lyrik 2022

Dmitri Strozew, das umgekippte Belarus-Cover

Minsker Schule: Innere Übersetzung und Mission
von Dmitri Strozew, übersetzt aus dem Russischen von Ruth Altenhofer

Für TOLEDO Cities of Translators: Minsk

Im sowjetischen Belarus der Zwischenkriegszeit war Jiddisch eine der vier Amtssprachen – das einzige Mal in der Geschichte. Auf Jiddisch erschienen diverse Zeitungen und Zeitschriften und wurde an Schulen unterrichtet; es gab ein berühmtes jüdisches Theater. Der Text im Wappen der BSSR wurde auch auf Jiddisch dargestellt. Das kam nicht von ungefähr – die belarussischen Städte und Ortschaften waren zur Hälfte von Juden bewohnt, von so schaffensfrohen und kreativen, wie wir sie auch heute kennen, wenn auch nicht unbedingt in Belarus.

Lyrikübersetzungen von Leonid Schechtman, Larysa Henijuš, Alik Riwin, Viktar Schybul, Andrej Chadanowitsch, Maxim Tank

Zum Beitrag auf TOLEDO

»Cities of translators« lädt zur Entdeckung kulturell wie literarisch markanter Metropolen der Welt als Übersetzungsraum ein. Als Schauplatz der Übersetzer·innen werden sie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erkundet: die ersten Expeditionen führten jeweils ein·e Übersetzer·in und Stadtkenner·in vor Ort sowie eine·n Übersetzer·in, die sich diesen erst anlässlich der Expedition erschloss, nach Kolkata und Montréal. Gemeinsam mobilisierten sie ein Netzwerk unterschiedlicher Akteure, organisierten Stadterkundungen und erstellten ein Programm, das die jeweilige Stadt als »City of translators« erkennbar macht. Und dass sich diese Übersetzungsgeschichten gleichsam virtuell entdecken lassen, zeigen eindrücklich die jüngsten »Cities« dieser Reihe: Buenos Aires, São Paulo, Kiew, Minsk und Budapest.